4. Science Slam der Münchener Universitätsgesellschaft
- robertreichert
- 27. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Aug.
Am 26. Juni 2025 habe ich am Science Slam der Münchener Universitätsgesellschaft (MUG) teilgenommen. In der Sub-Kategorie "Poetry Slam" habe ich ein Gedicht über atmosphärische Monsterwellen zum Besten gegeben. Mein Zeitlimit lag bei 3-5min, was ich für eine echte Herausforderung halte. Aber ich hoffe, dass ich zumindest für ein paar Zuschauende den Horizont erweitern konnte. Hier findet ihr das Gedicht.
Es ist das Jahr 1896.
Gelenkt auf Südamerika ist unser Blick.
Die Anden spalten Ozean und Wind.
An ihnen scheiden sich die Strömungen.
Dort fließen sie mit vielen Windungen.
Ein Ort, südlich, an dem Extreme sind.
Der junge Joshua Slocum, Segler von Passion,
stach in die See, wollt erster sein mit dem Projekt.
Umsegeln den Globus allein, es war perfekt.
Doch bei Kap Hoorn lernt Josh seine Lektion.
Das Wasser türmt sich auf zur steilen Wand,
wird angefacht, gepeitscht von Sturm und Wind.
Der arme Joshua ist fast noch ein Kind.
Sein Boot zerschellt, zerspringt, setzt auf auf Land.
Was war das bloß für ein gewaltig Schwelle?
Ein rollend schwingend mystisch dunkles Wasser
Tödlich! - Lässig besurft sie manch krasser,
die Wand an Wasser, eine Monsterwelle!
Was hier geschah an diesem Ort vor 100 Jahren
Entspricht ganz der Wahrheit, ist kein Seemannsgarn
Die Monsterwellen zur See, die gibt es wirklich,
doch neu betrachtet, sind sie klein, ganz niedlich.
Ich will sprechen von Wellen Kilometer groß
Arr, du Landratte, alter Tünbüdel,
Spinnst Seemannsgarn! Wellen so hoch wie Hügel?
Nein, Well‘n so hoch wie Berge! – Sach bloß?!
Doch. Trifft der Wind mit hohem Speed
Auf ein Gebirg. Wo soll er hin?
Weder nach rechts noch nach links geht der Spin.
Nach oben er entflieht.
Also, Berge an Luft vertikal verschoben, nach oben gedrückt,
wollen ins Gleichgewicht, streben zurück.
Schwerkraft den Berg aus Luft nach unten zieht,
der Auftrieb ihn wieder nach oben schiebt.
Gestörtes Kräftegleichgewicht führt wie stets
in der Physik - je nach Dämpfung und Frequenz kloar -
zu einer Wellenausbreitung, so geht’s!
Ich sage nur harmonischer Oszillatoar.
Eine Welle aus Luft gebor‘n über den Anden,
strebt nun in größere Höhen, zieht von dannen.
Sie lässt das Gebirg zurück, weit unter sich.
Bewegt sich lautlos, unsichtbar, und schrecklich.
Schrecklich? Dein Gedicht ist schrecklich, meen Jung!
Was ich nicht sehen kann, kann nicht gefährlich sein.
Das C-O-zwei, die alpha-, beta-, gamma-Strahlung?
Sei nicht naiv! Du Typ mit dem Holzbein!
Atmosphärische Monsterwellen können brechen.
Du willst nicht vor Ort sein, wenn das passiert.
Dann wird dein Schiff, dein kleiner Airliner schwächeln.
Arr, meen Jung, ich bin schockiert!
Ich gebe zu, das ist nur Panikmache.
Bloß, eben, naja, halt, meine Forschungssache.
Es stürzen selten Flieger vom Himmel, weil
eine Welle sie trifft, das wär ungeil.
Ich möchte nur, dass ihr kapiert,
wenn ihr mal den Himmel fixiert,
die Monsterwellen in der Atmosphäre,
ein Kilometer hoch, sind keine Mähre.
Es gibt sie wirklich, und sie rollten,
schon damals über Joshua, der unbeschollten
sein Schiffbruch überstand. So war die Kunde
von Monsterwellen in aller Munde.

Nach dem Slam haben mich zwei junge Journalist:innen angesprochen und gefragt, ob sie meinen Vortrag filmen dürften und für eines ihrer Wissensformate bei M94.5 nutzen dürften. Ich habe mich sehr darüber gefreut und war zwei Wochen später bei ihnen im Studio. Meine Performance ist auf Youtube zu finden.



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